- recheninstitut
- Feb 07, 2003
- Lehrplanänderung, Subtraktion
Schriftliche Subtraktion
„Österreichische Kinder müssen schlauer sein als bayrische. Muss das sein?“
Ein Leserbrief von Prof. Christine Hahn auf den Artikel „Für eine Lehrplanänderung bezüglich der schriftlichen Subtraktion nach deutschem Vorbild“ im Österreichisches Rechenschwächemagazin Nr 8 – 2003
„Viele Wege führen nach Rom“ – dieses alte Sprichwort könnte auch auf die schriftlichen Rechenverfahren umformuliert werden zu „Viele Rechenwege führen zum richtigen Ergebnis“. Zweifelsohne haben sich die Bedingungen für schulisches Lernen in den letzten Jahren verändert. Zunehmend erwarten wir von den Schülerinnen und Schülern, dass sie aktiv am Lernprozess teilnehmen, dass sie ihre eigenen Erfahrungen einbringen, dass sie einfach hinterfragen was geschieht.
Dem wird mit einer, seit vielen Jahrzehnten unhinterfragten und in alle Neuauflagen mitgenommenen Lehrplanforderung beim Einführen der schriftlichen Rechenoperationen nicht mehr entsprochen.
Lernende wachsen in vielen Fällen in einer multikulturellen Umgebung auf, bekommen im Zuge der elektronischen Medien Lernmaterialien aus anderen EU-Ländern und erleben, dass es auch anders geht.
Eltern haben einen unterschiedlichen Bildungsweg absolviert und wollen ihren Kindern in den meisten Fällen konstruktiv helfen können. Ist es doch erwiesen, dass Rechnen immer in der Muttersprache geschieht, auch wenn eine andere Sprache gesprochen wird. Allein in den österreichischen Volksschulen, und damit auch in den, den Unterricht mehrheitlich dominierenden Schulbüchern, ist von dieser Entwicklung nichts zu bemerken.
Wenn Studierende im Zuge ihrer Ausbildung zum Volks- oder Sonderschullehramt in der Fachdidaktik Mathematik mit den unterschiedlichen Verfahren konfrontiert werden, ist zuerst einmal Erstaunen und unterschwellig Abwehr gegen „das Neue“ zu spüren.
Da glücklicherweise zunehmend auch Studierende aus der Türkei und dem ehemaligen Jugoslawien an der Pädagogischen Akademie des Bundes in Wien studieren, und auch sonst nicht alle Studierenden in Österreich zur Schule gingen, lässt sich diese Auseinandersetzung über die unterschiedlichen Verfahren im Seminar sehr lebendig führen.
Es bedarf dennoch einiger Zeit, bis der im ersten Augenblick erspürbaren Abwehr gegen das „andere Verfahren“ eine Bereitschaft zu einer fachlichen Auseinandersetzung über die Vor- und Nachteile der verschiedenen Verfahren folgt.
Die Frage der Studierenden ist dann häufig „… und warum wird das nicht geändert?“
Dem Österreichischen Rechenschwächemagazin ist zu danken, das es diese längst überfällige Frage aufgreift und zur Diskussion stellt.
Als Fachdidaktikerin bin ich bemüht, mit den Studierenden die unterschiedlichen Verfahren zu besprechen und sie zu ermutigen neue Herausforderungen anzunehmen.
Die kommende Generation von Lehrerinnen und Lehrern ist somit gerüstet für neue Herausforderungen!