- recheninstitut
- Sep 04, 2011
- Sekundarstufe
Wie aus „rechenschwachen“ VolksschülerInnen „rechenschwache“ Jugendliche werden – und wie ihnen doch noch geholfen werden kann
Warum man nicht darauf warten sollte, dass „der Knopf aufgeht“
„Könnte es nicht sein, dass ihr/ihm irgendwann einmal von selbst der Knopf aufgeht?“ – Diese Frage bekommen wir bei Beratungsgesprächen im Recheninstitut häufig gestellt. Gestellt wird sie von Eltern, bei deren Kindern wir im Verlauf von förderdiagnostischen Abklärungen feststellen mussten, dass sie (in individuell höchst unterschiedlichen Ausprägungen)
• Zahlen unzureichend verstanden haben,
• das dezimale Stellenwertsystem nicht oder nicht ausreichend durchschaut haben,
• vor allem im Bereich der Multiplikation und Division über kein gesichertes Operationsverständnis verfügen
• und in Folge all dessen bereits an den Grundlagen der Mathematik scheitern und mehr und mehr auch verzweifeln
Man kann solche Schwierigkeiten als „Rechenschwäche“ bezeichnen. Man sollte dabei aber bedenken, dass es sich nicht einfach um einen im Kind ein für alle Zeiten angelegten „Defekt“ (eine „angeborene Schwäche“) handelt, sondern immer um das (vorläufige!) Resultat von Lernprozessen.
Bei einem „rechenschwachen“ Kind ist da offenbar einiges schief gelaufen. Die Gründe dafür können höchst unterschiedlich sein. Aber auch „rechenschwache“ Kinder können lernen, die Grundlagen unseres Zahlensystems zu verstehen, die Rechenoperationen zu durchschauen und sicher anzuwenden. Aber sie müssen es eben erst lernen, und sie werden dabei in der Regel über einen längeren Zeitraum gezielte Förderung benötigen: Dass da „von selbst“ etwas „aufgeht“, ist höchst unwahrscheinlich.
Dagegen spricht der aufbauende Charakter der Mathematik, der Missverständnisse und Verständnislücken auf vorgelagerten Stufen mit Verständnisschwierigkeiten bis hin zur Chancenlosigkeit auf jeder weiteren Stufe bestraft.
Wenn man da „wartet, bis der Knopf aufgeht“, werden die Probleme dieser Kinder nur weiter wachsen, vor allem auch deshalb, weil zu den Schwierigkeiten mit der Mathematik sehr häufig psychische Schwierigkeiten hinzutreten: „Ich bin zu blöd für Mathe!“ – „Wenn ich zu blöd für Mathe bin, dann bin ich wohl überhaupt zu blöd für die Schule!“ – „Mathe ist Blödsinn!“ – „Schule ist blöd!“ – „Üben bringt nichts!“ – „Warum lasst ihr mich nicht einfach in Ruhe, ich kapier’s sowieso nicht!“ …