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Warum wir ab sofort ohne Schwäche arbeiten

Mehr als eine Umbenennung

rechnen-6Wer uns und unsere Arbeit in den letzten Jahren kennen und hoffentlich schätzen gelernt hat, wird es bemerkt haben und sich möglicherweise wundern: Ja, wir haben uns einen neuen Namen verpasst! Aus dem „Rechenschwäche Institut Wien“ wurde „DAS RECHENINSTITUT zur Förderung mathematischen Denkens“. Warum?

Ganz einfach: Wir wollen nicht, dass Kinder, die zu uns kommen, am Schild vor dem Eingang lesen müssen, dass sie eine „Rechenschwäche“ haben. Wir haben in den letzten Jahren immer wieder mitbekommen, dass das zumindest einige Kinder stört, irritiert, möglicherweise zu dem Missverständnis führt oder darin bestärkt, dass sie „eine Art Krankheit“ hätten, dass mit ihnen „irgendetwas nicht stimmen“ würde, dass sie also „eh nichts machen“ könnten, weil sie „nun einmal so sind wie sie sind“.

Dass die Wissenschaften uneins sind in der Frage, warum sich manche Kinder mit dem Rechnen so plagen, haben wir an anderer Stelle ausgeführt. Dass wir selbst innerhalb dieses innerwissenschaftlichen Streits die Position vertreten, dass die Ursachen von Rechenschwierigkeiten nicht auf das Kind reduziert werden können, ebenfalls.

Aber unabhängig davon, wie sich dieser innerwissenschaftliche Streit in Zukunft weiterentwickeln wird: Wir halten es auf jeden Fall für kontraproduktiv, den Betroffenen ihre Probleme mit der Schulmathematik durch Begriffe wie „Rechenschwäche“ oder „Dyskalkulie“ erklären zu wollen. Natürlich sollten wir betroffenen Kindern auch dabei helfen, zu verstehen, warum sie sich mit dem Rechnen so schwer tun (dass sie es tun, merken sie in der Klasse ja leider in einem fort).

Aber die beste (und richtige!) Erklärung dafür, warum ein Kind schwach im Rechnen ist, lautet: Weil es noch nicht besser zu rechnen gelernt hat! Und dass Kinder, wie groß auch immer ihre Probleme zunächst sind, bei geeigneter Förderung besser rechnen lernen können: Das erfahren wir in unserer Arbeit seit 17 Jahren Tag für Tag.

Also: Wir arbeiten weiterhin mit Kindern und Jugendlichen daran, ihre Schwächen im Schulfach Mathematik zu überwinden. Wir haben aber gute Gründe, diese den Betroffenen gegenüber nicht als „Rechenschwäche“ oder „Dyskalkulie“ zu bezeichnen.

Und wir hoffen natürlich, dass Eltern und Lehrkräfte diese unsere Gründe für die Namensänderung gutheißen, zumindest akzeptieren – und uns auch unter dem neuen Namen noch finden werden!

PS:

Warum wir uns erst jetzt umbenennen, wo doch alle oben genannten Gründe schon längst für eine Namensänderung gesprochen haben? Ehrliche Antwort: Als wir unsere Tätigkeit vor 17 Jahren aufnahmen, haben wir an all das noch nicht gedacht. Damals war „Rechenschwäche“ ein neuer Begriff, den die wenigen, die in diesem Bereich gearbeitet und geforscht haben, nun einmal benützt haben; wir sind ihnen darin gefolgt. Mit den Jahren hat uns der Name selbst immer weniger gefallen. Aber wir haben uns lange nicht getraut, uns einen neuen zu suchen: einen „gut einführten Namen“ gibt man nicht so ohne weiteres auf. Aber man darf doch mutiger werden, und vielleicht auch ein wenig gescheiter…